Archiv für den Monat: Juli 2013

07.07.2013 Härtester Berglauf in Deutschland

07.07.2013 Sieben Verrückte auf einen Streich
(Fortsetzung zu „Allgäu-Ausflug mit Folgen“)

Vorab die Laufstrecke und das Profil zum Nebelhorn-Berglauf:

Nebelhorn-Strecke
Quelle: http://www.nebelhornberglauf.de/
Nebelhorn_Profil

Mehr Informationen zum Nebelhorn-Berglauf vom TSV Oberstdorf unter http://www.nebelhornberglauf.de/

Am Sonntagmorgen ging der erste Blick Richtung Nebelhorn: freie Sicht und die Gipfelstation spiegelte sich in der Sonne. Wir nahmen das als gutes Zeichen für unser verrücktes Vorhaben. Ziel für uns alle war, einfach gut den Gipfel zu erreichen, abgesehen von den zwei 16jährigen, die etwas ambitioniertere Ziele hatten. Vor dem Start gab es von erfahrenen Mitläufern noch viele gute Ratschläge. Wir trafen aber auch einige, die sich ebenfalls zum ersten Mal auf diesen Berglauf wagten.

Kurz vor dem Start

Kurz vor dem Start

Während der ersten 2 km hatte ich noch die Illusion, es würde doch nicht soo schlimm werden, es war noch recht flach und wir konnten das Stück zum Einlaufen nutzen. Die Illusion verflog aber schlagartig, als die erste Steigung kam. Ringsherum begannen die ersten Läufer zu gehen. Ich begann dann ebenfalls zu gehen und testete ein bisschen zwischen Laufen und Gehen. Die wenigen flacheren Anstiege legte ich dann laufend zurück, die starken Steigungen im Gehen.
Die Emotionen wechselten ständig: auf den härteren Strecken ganz auf mich konzentriert, auf den etwas „leichteren“ Strecken gab es auch mal ein Schwätzchen mit den Läufern/Gehern um mich herum. Es gab gegenseitige Ermutigungen, Scherze, kurzer Austausch über andere Läufe … man sollte es nicht glauben, dass das bei so einem Lauf noch möglich ist.
Für Abwechslung sorgte auch die Wahnsinnsaussicht. Bald waren die ersten Schneefelder zu sehen, Aussicht auf die umliegenden Berge und ganz vorsichtig wagte ich ab und zu einen Blick nach oben auf den noch bevorstehenden Anstieg.
Erstmalig bei einem Lauf sehnte ich auch jede Getränkestation herbei und leerte jedesmal gleich 2 Becher. Bei der zweiten Getränkepause musste ich eine Weile innehalten und den tollen Blick genießen. Es gibt ja nicht gleich wieder so perfektes Wetter in dieser Höhe.
Mit neuer Motivation ging es dann auf zum nächsten – immer steiler werdenden – Abschnitt. Verschnaufpausen brauchte ich in immer kürzeren Abständen, genoss dann den herrlichen Blick auf die schneebedeckten Berge, schwatze kurz mit einem der Läufer und weiter ging es bergauf. Erstaunlicherweise meldeten sich weder Seitenstechen noch irgendwelche Schmerzen in meinem Oberschenkel. Es war nur einfach verdammt anstrengend, aber unser Ziel war Ankommen, also sprach nichts gegen kurze Pausen.

Fotos vom TSV Oberstdorf:

Unser Trainer

Unser Trainer erstürmte den Gipfel in 1:43:00

Harald auf dem Weg zum Gipfel

Harald auf dem Weg zum Gipfel

Hartmut mit Panoramablick

Hartmut mit Panoramablick

Gerhard hat noch Zeit für eine Pose

Gerhard hat noch Zeit für eine Pose

Jedesmal wenn ich dachte, das war jetzt aber bestimmt das steilste Stück der Strecke, kam es noch schlimmer. Dann gab es aber neue Motivation. Der Teil unserer Truppe, der nicht mitlief, feuerte uns unterwegs lautstark an. Wir waren bereits von weitem in unseren leuchtenden Vereinsshirts gut zu erkennen, so schallten die Anfeuerungsrufe zu uns herunter und gaben neue Kraft. Unser Fanclub hatte dann zu tun, schnell bis zum Gipfel zu fahren, um uns auch dort auf den letzten schwierigen Metern aufzumuntern.
Jeder Kilometer aufwärts kostete immer mehr Kraft und Zeit. Die letzte spannende Herausforderung war ein Schneefeld, über das wir laufen mussten. Ich war kurz versucht, die Schuhe auszuziehen, da es einfach zu rutschig war. Dann kam aber schon der letzte steile und matschige Anstieg. An Laufen war gar nicht mehr zu denken. Wieder neue Anfeuerungsrufe, „… da ist wieder jemand aus Mannheim, komm, du hast es gleich geschafft!“ Aber das Ziel war ja schon in Sicht 🙂 das ich dann freudestrahlend noch unter 2 h erreichte. Nach dem Zieleinlauf gab es gleich einen Umhang, um uns vor der Kälte zu schützen, tolle Idee, hat tatsächlich geholfen. Alle 7 haben wir den Berglauf gemeistert, Daniel (16) belegte sogar den 2. Platz in seiner Altersgruppe. Toll fand ich, dass die anderen unserer „Reisegruppe“ auf andere Aktivitäten verzichtet haben, um uns jubelnd beim Erreichen des Gipfels zu unterstützen.

Es war ein wirklich anstrengender Lauf, aber auch ein wunderschöner, wie die Fotos zeigen.

Yannick im Ziel

Yannick im Ziel mit super Zeit: 1:42:41

Katrin im Ziel nach 1:58:33

Katrin im Ziel nach 1:58:33

2. Platz für Daniel in seiner Altersklasse

2. Platz für Daniel in JUG M mit schnellen 1:22:47

Die Gipfelstürmer

Die Gipfelstürmer

Auf dem Gipfel vom Nebelhorn

Alle zusammen auf dem Gipfel vom Nebelhorn

Aussicht von ganz oben

Aussicht von ganz oben

05.-07.07.2013 Allgäu-Ausflug mit Folgen

Ein „gemütliches“ Wochenende mit dem Lauftreff im Allgäu
Seit Beginn der Planungen für unser Wochenende im Allgäu waren wir schon alle sehr aufgeregt und gespannt. Freitag ging es endlich los Richtung Oberstdorf. Für mich war es der erste Ausflug in diese Gegend. Unser Wetterplaner hatte gute Vorarbeit geleistet, unsere Organisatoren eine tolle Hütte für uns gefunden und der Trainer hatte bereits verschiedene Laufstrecken im Kopf.

Gleich am ersten Tag wanderten wir eine 7,5 km-Runde mit 240 m Höhenunterschied und liefen etwas später die Runde rückwärts, um ein Gefühl für die Steigungen zu bekommen. Warum? Weil nach unserer Ankunft in der Sesselalpe ein Zeitungsartikel beiläufig auf den Tisch gelegt wurde … Nebelhornlauf: „Mit 1405 m Höhendifferenz vom Marktplatz, 815 m, bis zur Gipfelstation in 2220 m Höhe und einer Länge von 10,5 km zählt dieses Berglaufevent zu den höchsten und schwierigsten Sportveranstaltungen in ganz Deutschland.“ …“Der Nebelhornberglauf ist ein traditioneller Berglauf. Er ist einer der wenigen Gipfelläufe ohne nennenswerte Flachpassagen. Dieser Oberstdorfer Lauf ist ein Panoramalauf und zählt zu den härtesten Läufen in Deutschland.“

Natürlich für uns als Flachlandläufer total uninteressant, klar … Andererseits aber ist eine neue Herausforderung schon reizvoll … Wir sind aber auf Bergläufe gar nicht vorbereitet … Aber so tolle Sicht in den Bergen gibt es nicht gleich wieder … Naja, vielleicht ist das eine Idee für das nächste Jahr … Aber vielleicht könnte man es ja trotzdem versuchen …

Die Gedanken gingen in alle Richtungen, im Prinzip sprach alles dagegen, an so einem Lauf teilzunehmen. Unser Trainer rief dann trotzdem beim TSV Oberstdorf an, um ein paar Informationen einzuholen. Leider halfen uns diese nicht weiter, sondern fachten die Diskussionen über Für und Wider erneut an. Wir beschlossen dann, am nächsten Abend zum Anmeldepunkt zu fahren in der Hoffnung, dort die Entscheidung abgenommen zu bekommen.

 

Verschlafener Blick um 5:20 Uhr

Verschlafener Blick um 5:20 Uhr

Morgensonne über den Bergen

Morgensonne über den Bergen

2013-07-06_Sesselalpe

Gemütliches Frühstück vor der Hütte

Gemütliches Frühstück vor der Sesselalpe

Der Samstag startete mit strahlendem Sonnenschein, einem gemütlichen Frühstück vor der Hütte und einem fantastischen Blick auf die Berge, einschließlich Nebelhorn. Wir waren wieder hochmotiviert für den nächsten Lauf: 11,5 km mit 420 m Höhenunterschied ab Kornau und Runde um den Freibergsee. Am See gab es eine Verschnaufpause mit Füße und Waden abkühlen im kalten Wasser. Am Nachmittag starteten wir zu einer Wanderung durch das Oybachtal zum Oytalhaus mit einem entspannten Rückweg talwärts auf Rollern.

Laufstart zum Freibergsee

Laufstart zum Freibergsee

Halbe Strecke zum Freibergsee

Halbe Strecke zum Freibergsee

Wohltuende Abkühlung

Wohltuende Abkühlung

Wanderung durch das Oybachtal

Wanderung durch das Oybachtal

Rollerabfahrt mit Aussicht

Rollerabfahrt mit Aussicht

Abfahrt auf Rollern

Abfahrt auf Rollern

18:00 Uhr gab es die Möglichkeit, sich für den Nebelhornlauf nachzumelden. In der Hoffnung, die Organisatoren würden uns Flachlandläufern diese Schnapsidee schon ausreden, bombardieren wir sie mit unseren Fragen. Statt uns aber die Entscheidung gegen den Berglauf abzunehmen, lachten sie nur und meinten, wir würden das schon schaffen. Immer noch nicht 100%ig überzeugt meldeten wir uns trotzdem mit 7 Teilnehmern zum Lauf an und wurden danach ziemlich ruhig mit unseren Überlegungen. Die Entscheidung war ja nun gefallen, jeder hatte seine Startertüte in der Hand und hing seinen Gedanken nach.

Am Abend erklärten wir uns alle selbst für verrückt, 3 Tage hintereinander trainiert und am vierten Tag auf 10,5 km 1405 Höhenmeter überwinden wollen. Ob wir trotzdem den Gipfel vom Nebelhorn erstürmten, gibt es im Artikel zum Nebelhorn-Berglauf zu lesen.